
Iphigenie – Das mysteriöse Bild im ersten Stock
03.02.25 | Zuletzt aktualisiert am 01.04.25 09:22 Uhr
Iphigenie – Das mysteriöse Bild im ersten Stock - (Podcast Folge 3)
Was hat es mit dem geheimnisvollen Bild neben Raum 107 auf sich? Wer ist die elegante Frau, die mit sehnsuchtsvollem Blick auf das weite Meer hinausschaut?

Die jüngere Geschichte dieses besonderen Gemäldes am Gymnasium Carolinum begann bereits vor einigen Jahren. Der damalige Kunstlehrer Helmut Sacha setzte sich mit großem Engagement für den Erhalt des inzwischen stark beschädigten Bildes ein. Heute laden wir Sie ein, die kunst- und kulturgeschichtlichen Hintergründe dieses Werks näher kennenzulernen — in einer Podcastfolge (siehe Ende des Homepageeintrags), informativen Texten sowie weiterführenden Links.
Das Kunstwerk selbst hat innerhalb unserer Schule einen integrativen Charakter: Es vereint zahlreiche Elemente, die die Identität und Tradition des Gymnasium Carolinum Ansbach prägen. So spiegelt es die fast 500-jährige humanistische Ausrichtung unserer Schule wider und verweist zugleich auf die Säulen im musischen Zweig: Kunst, Literatur und Musik.

Ebenso lässt sich ein unmittelbarer Bezug zu ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Carolinums erkennen.
Nach der aufwendigen Restaurierung standen ausführliche Überlegungen zur Präsentation des Gemäldes im Schulhaus an. Der langjährige Architekt und derzeitige zweite Vorstand im Verein der Ehemaligen, Herr Gruber, und unser Kunstlehrer Herr Albrecht entwickelten in intensiver Zusammenarbeit ein auf die Räumlichkeiten abgestimmtes Farbkonzept. Dadurch kann das Gemälde seine Wirkung nun auf der großen Wandfläche in zeitgemäßer Weise entfalten.

Zum Künstler- Georg Bickel
Dem Willen seines Vaters entsprechend war Georg Bickel als Pfarrer in Mönchsroth bei Dinkelsbühl tätig.
Seine eigentliche Leidenschaft war jedoch die Malerei, die er sich in beachtlicher Qualität autodidaktisch aneignete. Er schuf neben eigenständigen Bildern heimischer Landschaften insbesondere Kopien religiöser Meisterwerke von Dürer, Rembrandt und Holbein d. J., die u.a. in Kirchen der Umgebung als Altarbilder zu finden sind. Die Erlaubnis, die Iphigenie – das Hauptwerk des seiner Zeit sehr berühmten deutschen Malers Anselm Feuerbach – direkt vor dem Original kopieren zu dürfen, zeugt davon, welche Wertschätzung Zeitgenossen den malerischen Fähigkeiten Bickels entgegenbrachten!
Georg Bickel (⁎ 09.12.1862 in Geilsheim; † 10.07.1924 in Mönchsroth) war Schüler des humanistischen Gymnasium Carolinum Ansbach von 1877–1882.

Die literarische Figur der Iphigenie – ein Stoff der griechischen Antike, den Johann Wolfgang von Goethe und Willibald Gluck seiner Zeit neu interpretierten – galt im 19. Jahrhundert als ideale Verkörperung des Gefühls menschlicher Sehnsucht. Feuerbach, selbst stark ergriffen von einer zeittypischen, unerfüllbaren Sehnsucht nach Wiederbelebung des vermeintlich von „edler Einfalt und stiller Größe“ geprägten Menschenbildes der alten Griechen, schuf drei großformatige Gemälde zu diesem Thema. Bickel kopierte die zweite und gelungenste Fassung, die der Iphigenie von 1871.
Anselm Feuerbach (⁎ 12.09.1829 in Speyer; † 04.01.1880 in Venedig)
gilt als bedeutender Maler der Deutsch-Römer, einer historistisch-klassizistischen Kunstrichtung des 19. Jahrhunderts.
In jungen Jahren lebte er für einige Zeit bei den Großeltern in Ansbach.
Die Iphigenie ein Bild – viele Versionen
Weitere Informationen
zu Iphigenie, Feuerbach und Bickel
Wer in einen detaillierteren Vergleich der Feuerbachschen Versionen (s.o.) einsteigen möchte, findet auf den Seiten 25–29 der im Folgenden verlinkten Masterarbeit von J. Majerczyk eine prägnante Beschreibung.
Überhaupt liefert diese Arbeit fundierte Informationen zur Bedeutung des Themas „Iphigenie“ bei Anselm Feuerbach.
https://osnadocs.ub.uni-osnabrueck.de/bitstream/urn:nbn:de:gbv:700-2013060310897/2/Masterarbeit_majerczyk.pdf
Dem Malerpfarrer Georg Bickel kann man dagegen auf einer Homepage seines Amtsnachfolgers in Mönchsroth, Pfarrer Gunther Reese, ziemlich nahe kommen. Nach Anmeldung kann dort auch ein kleines Bickel-Museum besucht und sicherlich einschlägig anregende Gespräche geführt werden.
Der Link hierzu:
Ein Link zur Inszenierung Christoph Willibald Glucks Reformoper „Iphigenie auf Tauris“ am Staatstheater Karlsruhe zeigt dessen Verständnis von der Wahrhaftigkeit der dargestellten Emotionen und Affekte. In dieser damals neuen Ästhetik sind Iphigenie und Orest Figuren „aus Fleisch und Blut“, die leben, leiden und sich gegen das Leid auflehnen, statt sich in edler klassizistischer „Einfalt“ zu üben.
In unserer dritten Folge des Caro-Podcasts gehen wir genau diesen Fragen auf den Grund! Gemeinsam mit Schülerinnen der Klasse 5b haben wir faszinierende Antworten und Interpretationen gesammelt. Dabei tauchen wir tief in die Geschichte der griechischen Heldin Iphigenie ein – eine tragische Figur, die seit Jahrhunderten die Menschen bewegt.
Unterstützt wurden wir von Carolina Puhr-Westerheide, Shaireen Lastinger und Sofia Seitz aus der Klasse 8b, die uns zusammen mit ihrer Griechischlehrerin Marion Schneider spannende Einblicke in die Mythologie und die Hintergründe von Iphigenies Geschichte gaben.
Doch nicht nur die historische Figur steht im Fokus: Herr Albrecht, unser engagierter Kunstlehrer, und Herr Gruber, Vertreter des Vereins der Ehemaligen, erzählten uns die spannende Entstehungsgeschichte des Kunstwerks. Ursprünglich inspiriert von Feuerbachs Werk, wurde das Bild von einem ehemaligen Schüler unserer Schule angefertigt. Herr Albrecht und Herr Gruber teilten mit uns, wie es dazu kam, dass dieses besondere Unikat seinen Platz in unserer Schule fand.
Ein großer Dank geht an das Team des Rabbit Radios der Hochschule Ansbach, das uns großzügig ihr Equipment zur Verfügung gestellt hat und uns mit viel Unterstützung die Aufnahme des Podcasts ermöglicht hat.
P.S.: Wer genau hinhört, wird einen kleinen Versprecher bemerken. Natürlich spielte sich die Geschichte um Iphigenie im 4. Jahrhundert v. Chr. ab – und nicht 1.000 Jahre zuvor.

Sprecher: Hanna Reithofer (Q12), Fritz Reithofer (11b) und Gäste
Schnitt: Attila Schmidt (11a), Fritz Reithofer (11b)
Leitung: Carl Schäfer
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Podcast Folge 3: Iphigenie – Das mysteriöse Bild im ersten Stock